Zur Geschichte

Josef Planker, langjähriger Vorsitzender und Präsident der Gesellschaft, schreibt in der Festausgabe zum Schützenfest 1976 (525 Jahre):

„Wir besitzen in unserer Gemeinde nur wenig Schrifttum der Schützenbruderschaften, besonders aus dem Mittelalter, aber wen wundert das? Wir haben gelesen, dass die Menschen oft nur ihr Leben retten konnten und all ihre Habe verloren ging. In diesen Jahren haben die Schützenbrüder ihre Aufgabe der Nächstenliebe und der schützenden Hilfe erfüllt, sie sind aber in den ruhigen Jahren auch frohe und gern Feste feiernde Mitbürger gewesen,
und es kam auch vor, dass dann die Lebensfreude einmal überschäumte. So ist bekannt, dass der Erzbischof und Landesherr aufgrund einer Klage eines Pfarrers aus der Nachbargemeinde Osterath mahnend schrieb: ‚Man möge nicht mit Trommeln und Pfeifen um den Altar ziehen und an der Prozession nicht lärmend und in Begleitung von Mägdelein teilnehmen, sondern andächtig betend mit dem Rosenkranz und dem Hute in der Hand durch die Felder ziehen.‘
Mit dem Rückblick auf die Geschichte Fischelns soll auch unsere heimatliche Verbundenheit bekundet werden. Der Streifzug durch die letzten 525 Jahre möge einmal zum Nachdenken anregen, warum es möglich war, dass das Schützenwesen allem Zeitgeschehen zum Trotz bis heute Bestandteil unseres heimatlichen Brauchtums geblieben ist. Ich darf hier einmal das Leitmotiv der Schützen: ‚Für Glaube, Sitte und Heimat‘ zitieren und meine, damit schon den Kern getroffen zu haben.“

Inzwischen besteht die Bürger-Schützen-Gesellschaft aus mehr als 340 aktiven Mitgliedern und wird von etwa 1000 passiven unterstützt. Sie ist somit ohne Zweifel eine bedeutende Vereinigung in unserem Heimatort.


Anmerkung: Diese Chronik wurde auf Grundlage der Ausführungen von Josef Planker zum 525jährigen Bestehen der Bürger-Schützen-Gesellschaft erstellt. Dieser führte als Quellenangaben an: Gemeinde und Pfarre Fischeln Teil 1 und 2 von Johann Peter Lentzen, Spezialchronik von Theodor Holzschneider, Ausführungen in den Festbüchern 1925 und 1951 von Franz Heckmanns, Ausführungen von Ludwig Blum, Ursprung und Wesen der spätmittelalterlichen Schützengilden von Theo Reintges, 500 Jahre Rheinisches Schützenwesen, Kreismuseum Zons. Außerdem wurde auf das Buch ‚Schützenwesen am Niederrhein im Spiegel der Zeit‘ von Hildegard und Gerhard Feltgen zurückgegriffen.


St. Sebastianus-Bruderschaft

Um das Jahr 1400 wurden am Niederrhein die ersten Schützengilden oder –bruderschaften gegründet. Es wurde zunächst angenommen, dass im Jahr 1475 vom Kurfürsten und Erzbischof Rupert die St.-Sebastianus-Bruderschaften im Erzstifte Köln allgemein eingeführt wurde, allerdings bestanden viele Bruderschaften auch schon vorher. Die Bruderschaften hatten, zumindest in unserem Gebiet, ihren Ursprung in hilfreicher, caritativer Verbrüderung. Leider ist eine Gründungsurkunde des Jahres 1451 aus Fischeln nicht mehr vorhanden. Man kann jedoch mit Sicherheit sagen, dass dieser Zeitpunkt stimmt. Aus dem Jahre 1453 gibt uns ein altes Kirchenbuch nämlich einen wesentlichen Hinweis über das Bestehen einer Bruderschaft unter dem Titel des hl. Sebastianus und der seligen Jungfrau Maria. Dort wird über ein der Bruderschaft gestiftetes Stück Land berichtet. Die Bruderschaft hat sich damals insbesondere durch die Stiftung der Sonntagsfrühmessen und den damit verbundenen Unterhalt der Vikarie verdient gemacht. Ihre Aufgaben sah die Bruderschaft auch in der Notwendigkeit der gegenseitigen Hilfe, z.B. bei der Brandbekämpfung, bei Krankheit und Seuchen. Armenfürsorge war ebenso ein Anliegen wie das Gebet für die Seelen der Verstorbenen, und natürlich auch der Schutz der Gemeinschaft gegen gewaltsame Bedrohung. Der Schutz gegen räuberische Überfälle war auch bitter nötig. Immer wieder zogen Truppen durch das Land, deren Einsatz für die Bevölkerung meist Raub, Brand, Mord und andere Grausamkeiten bedeutete. Mit Pfeil und Bogen schossen die Schützen früher, der hl. Sebastian wurde deshalb oft als Patron gewählt. Alten Überlieferungen zufolge gingen die Schützen bei der Fronleichnamsprozession „dem hochwürdigen Gute schirmend zur Seite“. Einem Bruderschaftsprotokoll (25.1.1846) entnehmen wir: „Ferner sind alle Brüder streng gehalten, an dem Tage der Fronleichnamsprozession bei dieser kirchlichen Feier sich einzufinden, und sollen sie sämtlich gleich hinter dem hochwürdigen Gut sich in mustergültiger Ordnung aufstellen.“ Einmal im Jahr wurde das Vogelschießen abgehalten. In alten Bruderschaftsregularien heißt es, „daß sich ein jeder Bruder mit gut Gewehr bei der Stange einfindet, um seine Schießkunst unter Beweis zu stellen“. Derjenige, der den Vogel herunter holte, wurde Schützenkönig und mußte eine Silberplatte stiften. Das Vogelschießen war verbunden mit einem Umtrunk, zu dem vielerorts der Schützenkönig ein Ohm Bier (um die 150 Liter) spendieren mußte, das aus „Teuten“ (Kannen) getrunken wurde. Mitunter gab es auch ein Festmahl mit Gebratenem und Gesottenem. Der König hatte auch gewisse Privilegien, z.B. war er bis zum nächsten Vogelschießen von Fron- und Spanndiensten befreit. Bei öffentlichen Aufzügen trug er das Schützensilber, dem er selbst – wie gesagt - eine Platte hinzuzufügen hatte.

Das Vogelschießen wurde dann wohl einige Zeit nicht mehr ausgeführt, denn am 25.2.1849 „stellten mehrere Mitglieder den Antrag, ob nicht wieder wie früher immer alljährlich geschehen, ein Königsvogel geschossen werden solle und wurde beschlossen, daß dies am Kirmesdienstag geschehen solle“ (Bruderschaftsprotokoll). Im Jahre 1732 waren aus dem Silber der Fischelner St.-Sebastianus-Schützen noch 32 Platten vorhanden. Ein Teil dieser Platten wurde Mitte des vorigen Jahrhunderts veräußert und zu einem Rauchfaß verwandt und „zu 5 Brudermeistern (Stäbe) verarbeitet, welche aber für immer Eigentum der Bruderschaft bleiben und bei Prozessionen nur bei der Bruderschaft und nur von den Vorstehern und Mitgliedern derselben getragen werden sollen“ (Protokoll vom 25.2.1849). Vier dieser Brudermeister-Stäbe sind vor einigen Jahren wieder aufgetaucht und im Bereich des Haupteinganges des Altenheimes „Saassenhof“ auf der Clemensstraße ausgestellt. Die älteste, heute noch vorhandene Platte mit der Jahreszahl „1740“ zeigt das vergoldete Brustbild des hl. Clemens mit Tiara und Anker und trägt die Inschrift: „ARD Heinr. Katterbach, Pastor in Vischelen 1740 et 1765“. Heinrich Katterbach starb 1767 und war beinahe 30 Jahre Seelsorger in Fischeln. Heute befinden sich noch 19 Silberplatten im Besitz der Bruderschaft. Die letzte (jüngste) Platte stammt aus dem Jahre 1889. Die Satzung der Bruderschaft ist im Laufe der Jahrhunderte stets nur vorsichtig an neue Zeiten angepasst worden, im Kern aber stets gleich geblieben. Im Jahr 1988 gab sich die Bruderschaft die Rechtsform eines eingetragenen Vereins. Auch heute noch unterhält die St.-Sebastianus-Bruderschaft in Fischeln die sogenannten „Sieben Fußfälle“, d.h. Wegkreuze oder Andachtsstationen in der Feldflur und unterstützt die Pfarrkirche. Ihr Name wird untrennbar mit dem Seniorenheim „Saassenhof“ verbunden sein, denn hierfür stellte die Bruderschaft das Grundstück zur Verfügung.

Die Mitglieder des Bruderrates, die Brudermeister, bilden den Vorstand. Der Bruderrat setzt sich aus dem Ersten Brudermeister Karl-Josef Ruland (Schriftführender Brudermeister), dem Geschäftsführenden Brudermeister Werner Poscher, der Brudermeisterin Birgit Heyckens mit den Brudermeistern Klaus Heß, Franz-Jakob Schiffer und Georg Winter zusammen. Der geistliche Präses der Bruderschaft und als 7. Mitglied stimmberechtigt, ist jeweils der Pfarrer der St. Clemens Kirchengemeinde, momentan Frank-Michael Mertens.


Junggesellen-Schützenverein

Neben der Sebastianus-Bruderschaft, der hauptsächlich verheiratete Bürger angehörten – denn immer wieder ist von Paaren die Rede, die aufgenommen wurden, und auch die Frauen sind Mitglieder der Bruderschaft – bestand in Fischeln, wie aber auch in anderen Orten der Umgebung, eine „Junggesellen-Schützen-Bruderschaft“. Auch ihr Ursprung liegt im Dunkeln, jedoch hat sie schon vor 1700 bestanden. Lediglich die teilweise erhalten gebliebenen Königssilberplatten geben einigen Aufschluß über die ältere Geschichte. Die älteste vorhandene Platte zeigt den hl. Clemens und die Inschrift: Ruetgerus Hafelts (1706), Cornelius Rahr (ohne Jahreszahl), Johannes Rahr (1725), Ruetgerus Rahr (1754). Die älteren Platten wurden Mitte des 18.Jahrhunderts der Kirche geschenkt und für ein Weihrauchfaß verwandt. Zum Silber gehört auch ein silberner Vogel aus dem Jahre 1711. Er soll der Überlieferung gemäß ein Geschenk des Kurfürsten Joseph Clemens von Köln (1688 – 1723) sein. Dieser Vogel gehört auch heute noch zur Königskette und bildet immer deren Abschluss. Von 1822 bis 1862 waren die Junggesellen-Schützen nicht mehr sehr aktiv und schossen zeitweise gemeinsam mit den St.-Sebastianus-Schützenbrüdern den Vogel.

In einer Aufzeichnung von Joh. Peter Lentzen heißt es:
„16. April 1849 ward das Junggesellen-Königssilber aus der Kirche geholt und geputzt 23. April 1849 wurde die neue Sebastianus-Fahne eingeweiht von Pfarrer Heinrichs und des nachmittags um 2 Uhr der Vogel geschossen von den Junggesellen und den Sebastianus-Brüdern 16. April 1850 Des morgens wurde von den Sebastianusbrüdern der Vogel geschossen bei Sparla, des nachmittags vom Junggesellen-Schützenverein und ein Zug veranstaltet mit großer Feierlichkeit 18. April 1852 Vogelschießen der St.-Sebastianus-Bruderschaft bei Sparla, König Johann Kamps. Ihr Zug war gehalten mit den Junggesellen den 27. April 27. April 1852 Vogelschießen der Junggesellen bei Sparla, König Alois Bauer. Zug durchs Dorf“

Im Jahre 1863 bildete sich der „Fischelner Junggesellen-Schützen-Verein“ neu und ließ 1864 eine neue Fahne anfertigen. Sie zeigt die Bilder des hl. Clemens und der unbefleckten Empfängnis. Darüber halten zwei Engel ein Spruchband mit der Inschrift: „Fischelner Junggesellen Schützen-Verein 1864“. Von nun an veranstalteten die St.-Sebastianus-Schützenbrüder und die Junggesellen jeder ihr eigenes Vogelschießen. Hiervon zeugen noch 18 Königssilber.

1863 auch versuchte der Landrat Leysner, die verschiedenen Schützenvereine zusammenzuführen, um sie überregionalen Verbänden anzuschließen. Mit diesem Bemühen hatte er allerdings wohl wenig Erfolg. In der Zeit des Kulturkampfes (1872 – 1887), und aus der Befürchtung heraus, die bestehenden und neu entstehendenVereine könnten von politischen Elementen unterwandert werden, kontrollierte die preußische Regierung das Vereinsleben auf vielerlei Arten. 1889 kam aus Berlin eine Verordnung, dass Vereine mindestens 50 Mitglieder haben müßten und der Anschluß an größere, kontrollierte Vereinsverbände anzustreben sei. Es wird sehr deutlich, dass jede Zersplitterung verurteilt wird und große Vereinsverbände wünschenswert sind. Dies könnte ein Grund mit dafür sein, dass es nun in Fischeln 1892 zum Zusammenschluss der „St.-Sebastianus-Schützenbruderschaft“ und des „Junggesellen-Schützenvereins“ zur „Bürger-Schützen-Gesellschaft 1451 Fischeln“
kam.