Gründung der BSG 1451 Fischeln

Ein Gründungsprotokoll ist leider nicht mehr vorhanden. Es existiert noch ein Bericht über eine Versammlung vom 25.Juni 1893. Damals erklärten sich 25 Mitglieder des Junggesellen-Schützenvereins mit der Gründung eines Bürger-Schützenvereins einverstanden. Dies geschah jedoch unter dem Vorbehalt, dass nach einer eventuellen Auflösung des neu gegründeten Vereins sämtliche Utensilien wieder an den Junggesellenstand zurückfallen. Der Junggesellen-Schützenverein löste sich auf und die St.-Sebastianus-Bruderschaft beschloß, nunmehr kein eigenes Schützenfest und Vogelschießen durchzuführen. Diese Tradition wurde der neuen Bürger-Schützen-Gesellschaft übertragen, die dafür die Traditionszahl „1451“ übernahm. Das jeweilige Schützenfest wurde damals mit dem „Mayenfahren“ am Vorabend eingeleitet. Dem König und der Generalität wurden „Mayen“ vor das Haus gepflanzt. Die Parade am Festtag wurde vom Bürgermeister und Pastor abgenommen.

Im Festbuch von 1926 bedauert man, dass die Kunst des „Fendelschwenkens“ gänzlich abhanden gekommen sei. J.P.Lentzen schreibt: „Der Fähnrich, der die Kunst verstand, stellte sich im Freien auf einen Tisch und schwang mit erstaunlicher Gewandheit die Fahne der Bruderschaft, die Stange im Kreise um Haupt und Glieder führend, während die Fahne im Winde flatterte, wozu nebenbei keine geringe Kraft erforderlich war“. Ein landauf und landab bekannter Fahnenschwenker in Fischeln war Andreas Biermann von der Clemensstraße. Nach einem alten Mitgliederverzeichnis zählte die Bürger-Schützen-Gesellschaft im Jahre 1899 211 aktive Mitglieder. Die so gerühmte Fischelner Einigkeit und eine stolze Mitgliederzahl waren ein guter Start in das 20. Jahrhundert. Das älteste Protokollbuch, das die Gesellschaft heute besitzt, beginnt im Jahre 1910. Von 1893 bis zum Ausbruch des 1. Weltkrieges 1914 stellte die Gesellschaft 12 Schützenkönige. 272 Fischelner Männer verloren in diesem Krieg ihr Leben, darunter viele Schützenbrüder. Nach Ende des Krieges folgten die Inflationsjahre, die Handel und Wirtschaft lähmten. Doch schon 1921 und 1922 fanden sich die Schützen wieder zusammen und mit Genehmigung der belgischen Besatzungsmacht wurde in diesen beiden Jahren das traditionelle Vogelschießen abgehalten. Es folgte eine Unterbrechung von 3 Jahren und 1926 feierte die Bürger-Schützen-Gesellschaft das 475jährige Jubelfest. Zu diesem Anlaß wurde eine neue Fahne angeschafft, die, auf rotem Samt gestickt, die Bilder der heiligen Clemens und Sebastianus zeigt.

 

Von nun an fanden bis zum Jahre 1938 in jedem Jahr Vogelschießen und Schützenfest statt. Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bekamen auch die Fischelner Schützen zu spüren. Die Gesellschaft mußte dem Deutschen Schützenbund beitreten und sich politischen Kontrollen unterwerfen. Die Freiheit des Vereins war sehr eingeschränkt, so mußte jede Versammlung z.B. angemeldet werden. Zwar durften Schützenfeste stattfinden, jedoch wurden Sinn und Ursprung der Schützensache entstellt. Aus dem Vorsitzenden der Gesellschaft wurde der Vereinsführer. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges 1939 unterbrach abermals jäh die relativ kurze Zeit des Friedens. Viele Söhne unseres Heimatortes wurden auf den Schlachtfeldern Europas hart gefordert und etwa 350 kehrten nicht mehr nach Fischeln zurück. In den Kriegsjahren mußten die zu Hause gebliebenen älteren Schützenbrüder gemeldet werden, um an Schießübungen teilzunehmen. Gegen Ende des Krieges wurde das Vereinsvermögen beschlagnahmt und die alten Vorstandsmitglieder hart bedrängt. Hungerjahre, Wohnungsnot, vielerlei Entbehrungen und nicht zuletzt das Flüchtlingselend waren die traurigen Folgen dieses unseligen Krieges. Viele Familien warteten auf ihre Angehörigen, die oft erst nach Jahren aus der Gefangenschaft zurückkehrten. Der Schwarzmarkt blühte, das Geld verlor seinen Wert. Die Währungsreform 1948 und das Grundgesetz 1949 schafften wieder die Voraussetzungen für normale Verhältnisse und langsam begann auch wieder der Aufstieg des Schützenwesens. Die älteren Schützenbrüder dachten nun daran, Tradition und Brauchtum wieder aufzunehmen. Im Herbst 1949 fand eine „Wiederauflebungs-Versammlung“ statt. Viele folgten dem Ruf und deshalb war es möglich, schon 1950 wieder ein Vogelschießen durchzuführen. Ein Schützenfest wurde aber noch nicht gefeiert, dazu war die Zeit noch nicht reif. Das sparte man sich für 1951, dem 500jährigem Jubiläum, auf. Es war ein glanzvolles Fest, die Bevölkerung nahm begeistert daran teil. Nun stand das Schützenwesen wieder in Blüte. Es bildeten sich neue Kompanien und viele Schützenbrüder gesellten sich zur Bürger-Schützen-Gesellschaft. Außer in den Jahren 1953 und 1974 fanden nun wieder jährlich Königsvogelschießen und Schützenfest statt, das die Fischelner gerne das „Fest der Feste“ nennen. Von 1976 an wurden Vogelschießen und Schützenfest alle zwei Jahre durchgeführt und seit 1993 findet beides in ungeraden Jahren statt, um den sportlichen Großereignissen wie Olympiade und Fußball-Weltmeisterschaft aus dem Wege zu gehen. Wurde bis 1999 immer der Schützenkönig auch im Jahr des Schützenfestes ermittelt, ist seit dem Jahr 2000 das Königsvogelschießen immer in dem Jahr, in dem kein Schützen- und Heimatfest stattfindet.

Die Bürger-Schützen-Gesellschaft 1451 Fischeln ist seit 1993 im Vereinsregister beim Amtsgericht Krefeld eingetragen. Mit der Gründung einer Jugendabteilung im Jahr 2002 engagiert sich der Verein stark in der Jugendarbeit, was durch einen ebenfalls neu gegründeten Kreis „Freunde und Förderer für Heimatpflege und Schützenbrauchtum“, dem knapp 50 ehemalige Schützenkönige, Fischelner Geschäftsleute sowie Personen des öffentlichen Lebens angehören, finanziell unterstützt wird. Auch schießsportlich engagiert sich die Gesellschaft. Seit 1955 wird der Vergleichswettkampf „Füllhornschießen“ durchgeführt und seit 1961 das „Hubertus-Schießen“. Zusätzlich ins jährliche Programm wurde 1995 der Wettbewerb um den „Peter-Schlösser-Pokal“ aufgenommen, wobei der beste Schütze des Regimentes ermittelt wird. Und seit dem Jahr 2000 schießen die Mannschaften zusätzlich um den „Drießen-Schaar-Pokal 2000“.